SK Sturm Graz – Wolfsberger AC 1:4
Samstag, 1. März 2014, 19:00 Uhr
Stadion Liebenau, 6.400 Zuschauer (ca. 100 Gästefans)
Bundesliga 2013/14, 25. Runde
Nachdem die Mannschaft vergangene Woche in Ried erstmals seit langem wieder ein beachtliches Maß an Motivation und Geschick gezeigt hatte, stand nun das medial einmal mehr bizarrerweise zum „Packderby“ hochstilisierte Heimspiel gegen den Wolfsberger Athletikclub an. Auch wenn sich die zuletzt nur mäßig erfolgreichen Gäste aus Kärnten in der Tabelle knapp vor unserem Herzensklub fanden, machte man sich doch durchaus berechtigte Hoffnungen diesmal endlich voll punkten zu können. Am Ende des Tages waren es dann allerdings doch einmal mehr hängende Köpfe und Ratlosigkeit, die sich unter Fans, Team und Verein breit machten – doch alles der Reihe nach:
Schon am frühen Nachmittag fanden sich einige Enthusiasten in Liebenau, um Vorbereitungen zum Spiel zu treffen. Bei einigermaßen akzeptablem Wetter wurden Spruchbänder gesprüht, Mobilisierungs-Plakate für das Cup-Viertelfinale geklebt und das eine oder andere Diskont-Dosenbier unserer liebsten blau-weißen Sorte gecheckt (dokumentiert auch auf Tifo-Bildern des letzten Heimspiels!). Für Aufsehen sorgte schließlich eine kreative Protestaktion der Kurve am Stadionvorplatz: Um ein Zeichen gegen das wenig attraktive Stadionumfeld und die schwer sanierungsbedürftige Sportanlage zu setzen, entzündete man nahe dem Sektoreingang in bester Bronx-Manier mit Holz gefüllte Metalltonnen um die klammen Ultrà-Fingerchen für den anstehenden Support aufzutauen. Den Zuspruch von Passanten und Längsseitenbesuchern teilten unsere Freunde in Blau nicht, nachdem die anfängliche Androhung eines Feuerwehreinsatzes ins Leere verlaufen war, griff die allerdings Exekutive selbst zu Wasserkübeln und löschte zum Leidwesen der Umstehenden die Flammen – die unfreiwillige Komik der Situation entschädigte aber für vieles.
Das Stadion bat wie gewohnt ein tristes Bild: Auch die heutige Partie konnte nicht mehr Fans nach Liebenau locken, über die Pack fanden zudem nicht allzu viele. Eine großzügig geschätzte Hundertschaft an hungrigen Wölfen hatten sich auf der Süd formiert, scheiterten aber kläglichst am Versuch uns gesanglich zu zerfleischen. Mittlerweile darf wohl mit Recht behauptet werden, dass die Wolfsberger „Szene“ keine allzu große Bereicherung für die Liga darstellt. Unsere Kurve wiederum legte – nachdem man zunächst via Spruchband Ratschläge für die kommende Kaderplanung anbrachte – wie gewohnt brav los, passte sich aber schnell dem nahezu unbeschreiblichen Geschehen am Fußball-Acker an. Bereits nach rund 20 Minuten und zwei katastrophalen Blackouts unserer Abwehr stand es 0:2, die Kurve stellte konsequenterweise von nun an den Support der Mannschaft ein, auch dem letzten Optimisten war spätestens jetzt die Stimme im Hals stecken geblieben. Nur vereinzelt wurde die Stille von einigen Chants unterbrochen, ein textlich leicht adaptierter Kurvenklassiker brachte wohl auf den Punkt, was alle im Oval dachten und fühlten: „Wir wollen euch kämpfen sehen, wir wollen euch laufen sehen – sonst könnt ihr scheißen gehen!“
Auch der baldige Anschlusstreffer von Manuel Weber täuschte kaum über das furchtbare Spiel hinweg: Geboten wurde in erster Linie unansehnliches Gekicke, dem die Mannschaft nichts entgegensetzen konnte. Es ging einfach gar nichts, sowohl am Feld, als auch auf den Rängen machte sich Ratlosigkeit und Irritation breit. Logische Konsequenz waren Treffer Nummer 3 und 4 der Wolfsberger in der zweiten Halbzeit, die die nächste empfindliche Heimniederlage unseres Klubs besiegelten. Als Reaktion darauf gab es von unserer Seite ein spontan angefertigtes Spruchband, das Mannschaft und Verein noch in einigermaßen schmeichelhaftem Ton Bedenken bezüglich der jüngeren Entwicklung des SK Sturm darlegten. Zudem machte man noch auf den desolaten Zustand des Stadions aufmerksam, um Granden des Vereins und der Lokalpolitik ein weiteres Mal an die hochtrabenden Versprechungen zu erinnern, die vor nicht allzu langer Zeit medienwirksam die Runde gemacht hatten. Dass man sich mittlerweile auch mit dem schlechtesten Rasen der Liga rühmen darf, ist nur ein weiteres Sahnehäubchen.
Als sich nach Abpfiff auch noch einige Spieler wie zum Hohn in Richtung unseres Sektors begaben, riss der Geduldsfaden endgültig, so wurde die Mannschaft mit Pfiffen und Schmährufen bedacht, bis sie sich eingeschüchtert in die Kabine schlich. Auch dort erhielten sie noch Besuch von einigen fassungslosen Fanvertretern, wobei man allerdings einmal mehr mit üblichen Phrasen abgespeist wurde. So ging schließlich auch dieser Tag ernüchternd zu Ende, Trost spendete nur, gemäß einem weiteren Kurvenhit „die Erinnerung daran, dass es einmal schöner war“. Und die müde Hoffnung, dass es irgendwann vielleicht wieder schöner wird.
– Gaberl –