SK Sturm Graz – FK Austria Wien 1:1
Sonntag, 18. August 2014, 16:30 Uhr
Stadion Liebenau, 9.229 Zuschauer (ca. 600 Gästefans)
Bundesliga 2014/15, 5.Runde
Einleitung – Zwischen zwei Highlights, Kontaktanzeigen und ein kleiner Hinweis an interessierte Leser
Nun denn, das erste Highlight der Saison in Wien im Prater gegen Rapid, ja, das ist bereits Geschichte. Bis zum zweiten unerwarteten Lichtblick dieses Herbstes, am 23.9. gegen die „einzig wahren Salzburger“, ist es noch ein Zeiterl hin. Doch immerhin kam vergangenen Sonntag mit der anderen Austria, nämlich jener vom Verteilerkreis, einer der letzten verbliebenen Vereine in der Bundesliga, dem man nachsagen könnte, großes Fanpotential zu besitzen, in das sanierungsbedürftige Stadion nach Liebenau. Und mit ihr kam auch einiges an Anhang mit in den Sektor 27, denn die Ost in Favoriten hatte einmal mehr für die Reise nach Graz mobilisiert. Ob sich die mittels Kontaktanzeige gefundenen rund 100 bis 130 Zugfahrenden in ihren Abteilen auch wirklich näher kamen, weiß man nicht. Vielleicht geben ja die nächsten Liebesgschicht’n und Heiratssachen darüber Auskunft, ob besagte Anzeige auch tatsächlich von Erfolg gekrönt war, doch die Liebesbedürftigkeit violetter Menschen soll hier dann doch nicht zentrales Thema sein. Aber immerhin: Der kleine zugfahrende und hernach durch die Stadt spazierende Haufen der Austria, brav Graz und Sturm beschimpfend, und geleitet über Gries und die Heimat unseres Marios, das Schönau-Grätzl, fand sich letztlich ohne unrühmliche Zwischenfälle (wenigstens was die Anreise betrifft… ansonsten gilt für einen kleinen Teil ganz klar: Shame on you!) mit anderen Gesinnungsgenossen in Liebenau wieder und bildete letztlich einen Auswärtsmob von schätzomativ 500 bis 600 Leuten. Aufgrund – ja auch trotz Sonntagsspiel – der immer wiederkehrenden „Auswärts in Massen“-Aufrufe etwas enttäuschend, oder um einen Link zur kürzlich erschienenen Ausgabe der Schwarzmalerei herzustellen: Es sei dem geneigten Leser selbst überlassen, dies zu bewerten. An dieser Stelle sei nun darauf hingewiesen, dass eine Jede und ein Jeder, der bis dato noch nicht in den Genuss kam, sich ein Exemplar besagter Schwarzmalerei zu kaufen, unbedingt beim nächsten Spiel zuschlagen sollte, denn die noch verfügbaren Hefte sind bereits recht rar gesät. Also beeilt euch und greift zu! Es lohnt sich.
Das Setting – Vom Frühstück zum Stadion und von „Samma Schwoaz“ zu „Samma Sturm“
Doch nun zurück zu Sonntag und dem Spiel gegen die Wiener Austria. Weder Sturm noch der Gegner waren ideal aus den Startlöchern in die Saison gekommen und dementsprechend fanden sich nach den ersten vier Runden der andere Verein auf dem vorletzten und der unsere auf dem fünften Tabellenplatz wieder. So befürchteten die Pessimisten unter uns, dass wir einmal mehr einem in der Krise befindlichen Team zu neuer Stärke verhelfen würden. Die Optimisten allerdings gingen recht siegesbewusst in den Tag und hofften auf den zweiten vollen Erfolg der Saison. Als Realist konnte man also recht getrost auf ein 1:1 Unentschieden tippen, vor allem ob der Tatsache, dass von den letzten sieben Heimspielen der Endstand gegen eben jenen Gegner ganze vier Mal besagtem Remis entsprach. Sofern man sein Geld also gerne regelmäßig beim Wetten verspielt, war alles angerichtet – der Großteil der sogenannten Szene fand sich am Sonntag bei schönem Wetter dann aber doch lieber zu einem gemütlichen Frühstück in der Innenstadt ein, als im nächstbesten windigen Wettlokal. Bei einer Eierspeis‘, anschließendem Kaiserschmarrn und einem Makava-Verschnitt (oder einem Bier, je nachdem wonach es den unterschiedlichen Gemütern goutierte) ließ man es sich also in der Sonne gut gehen und sehnte das Match herbei. Ja, und wohlbeschützt von unser aller Freund und Helfer, gönnte sich manch einer gar ein Eis am Südtirolerplatz, von wo es dann alsbald in Richtung Liebenau ging. Ganz entspannt das Ganze also.
Dort angekommen vernahm man dann noch, wie sich Grazer und Wiener über Polizeigrenzen hinweg beflegelten – Standardprozedere -, um dann alsbald die Nord zu betreten, welche im Vergleich zum Spiel gegen Wiener Neustadt wenigstens so einigermaßen akzeptabel gefüllt war, was im Übrigen auch für das restliche Stadion gilt. Natürlich, auch 9229 Besucher können nicht der Anspruch von Sturm Graz sein, aber im Vergleich zu manch Begegnungen der jüngeren Vergangenheit verleitet einen diese Zahl immerhin nicht zu permanentem Kopfschütteln. So kann man nur hoffen, dass zukünftig bessere Leistungen der Mannschaft, der Einsatz junger Steirabuam, aber auch erwünschte und bitter notwendige Verbesserungen der Infrastruktur in und rund ums Stadion dereinst wieder für höhere und dem Potential gerecht werdende Zuschauerzahlen sorgen werden. Denn es ist noch immer Sturm und nicht irgendwer. Ja, unser Sturm Graz, unsere Schwoazen! Denn wie hallt es immer und immer wieder mal durch Liebenau und die Auswärtssektoren dieser Welt? Samma Schwoaz, Samma Weiss… und… Samma Sturm! So setzte sich auch das Thema der Choreographie in Wien gegen die Grünen in Graz gegen die Violetten fort. Auf „Samma Schwoaz“ in Halbzeit 1 im Happel mit haufenweise schwarzem Rauch und „Samma Weiß“ in Halbzeit 2 mit, ja klar, noch viel mehr weißem Rauch, folgte nun also Teil 3 des populären Schlagers der Nordkurve: „Samma Sturm“. Überziehleibchen in Weiß und Schwarz bildeten das Setting der diesmaligen Choreo, gekrönt wurde sie allerdings mit dem Sturm-Logo als überdimensionalem Überzieher, der sich in der Mitte der Kurve auf einem Durchmesser von 16 Metern entfaltete (Nebenbemerkung: Leise vernimmt manch einer eine Stimme im Hintergrund: „Na endlich…“). Und die Favoritner? Fahnen. Doppelhalter. Immerhin.
Das Spiel – Von Jubelschreien, Schwalben und jungen Steirabuam
So begann also das Spiel. Und Marko Stankovic sorgte nach nur zwei Minuten dann auch beinah für den ersten Jubelschrei, der durchs Liebenauer Stadion hätte hallen sollen. Der Innsbrucker Neuzugang tat es ihm Minuten später gleich. Doch da beide knapp scheiterten, kam es, wie es in solchen Momenten typisch scheint. Da kommt plötzlich, eigentlich direkt im Gegenzug der vergebenen Chance von Simon Piesinger, ein ehemaliger Kicker aus dem Sturm-Nachwuchs, spaziert durch die Hintermannschaft seines ehemaligen Vereins, als wären all jene 9229 Menschen bei einem beliebigen Trainingsspiel anstelle eines brisanten Bundesliga-Duells und sorgt tatsächlich für den ersten Jubelschrei des Tages, der nicht durchs Liebenauer-Stadion hätte hallen sollen, es aber leider dennoch tat. 0:1 Austria. God damn it! Nach nur acht Minuten. Keineswegs förderlich für die Stimmung so ein Gegentor… Und so plätscherte beides dahin, Spiel und Stimmung. Keine großen Highlights (eine Trinkpause bei 23°C sei hier exemplarisch zu erwähnen). Pause. Doch bevor man tatsächlich in die Pause geht, folgt ein kurzer Blick in den Auswärtssektor: Wie meist kann man das Gegenüber kaum hören. Aber das sagt naturgemäß wenig aus und so wissen sie zumindest optisch auch des Öfteren durchaus zu gefallen. Eine Szene – womöglich bereits in der zweiten Halbzeit? – sticht dabei besonders hervor. Recht kreativ (man mag es kaum glauben) bewegen sie sich im Sektor von der einen Seite zur anderen und zurück. Die Szenerie erweckt den Anschein einer riesigen Polonaise oder ähnlichem. Jedenfalls durchaus gelungen. Kann man auch mal bemerken. Die Kopie des Sturmklatschers hingegen zerstört dieses Bild des kreativen Austria-Fans dann aber auch genau so schnell wieder, wie es gerade aufzukommen drohte. Doch genug von denen und auf in Hälfte 2!
Sturm kommt erstaunlich stark aus der Pause und da, recht unerwartet und leicht zufällig, schafft es David Schloffer, den zweiten Jubelschrei ins Liebenauer Stadion zu zaubern. Diesmal auf der richtigen Seite. Ausgleich! 1:1. Standardergebnis also. Doch die Menschen liegen sich in den Armen und die Stimmung steigt. Endlich! Yes! Und jetzt ein weiteres Tor… Das wäre doch was. Doch wie ein jeder zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Geschwurbels bereits wissen wird, kam es dazu leider nicht mehr, auch wenn der ein oder andere Sturm-Kicker mit Schwalben im Sechzehner sein mehr oder weniger Bestes dafür gab, dass besagter Treffer vielleicht doch noch fallen würde. Die Schauspielkünste reichten dann allerdings doch nicht aus, um den Schiedsrichter hinreichend zu überzeugen, auch wenn im Stadion manch einer leichtgläubig drauf reinfallen mochte. Die Conclusio dieser kurzen G‘schicht: Vielleicht sollte man dann doch eher auf sportliche Weise versuchen, ins Tor zu treffen, anstatt sich schwachsinnig und ohne gegnerische Mithilfe auf den Boden zu werfen. Das wiederum – also das Treffen des Tores auf sportliche Weise – versuchte ein anderer,der in diesem Spiel erstmals für die Kampfmannschaft auflaufen durfte: Andreas Gruber, einer der erhofften jungen Steirabuam wurde für gute zehn Minuten eingewechselt. Kurz vor Schluss scheiterte er tatsächlich knapp und schoss nur Zentimeter am Pfosten vorbei. Ein letzter Aufschrei im Stadion. Vergebens. Es blieb beim Standardergebnis. Zum fünften Mal in den letzten acht Heimspielen gegen die Wiener Austria hieß der Endstand also 1:1. Ein durchaus verdienter Ausgang in einer mehr durchschnittlichen als außergewöhnlichen Begegnung, die sich jedenfalls kaum einen Sieger verdient hätte. Positiv bleiben dabei vor allem die erstmalige Einwechslung von Andreas Gruber, aber auch eines anderen Sturm-Talentes: Des erst 16-jährigen Sandi Lovric, der ebenso sein Debut feiern durfte, wenn auch nur für zwei Minuten. Mit Marc Andre Schmerböck wurde außerdem auch der dritte zur Verfügung stehende Wechsel an einen Youngster vergeben. Das macht Freude und Lust auf mehr! C’mon Steirabuam!
Abspann – Die Infrastruktur, die einzig wahren Salzburger und kommendes Wochenende
Am Sonntag trennten sich also zwei keineswegs in Hochform agierende Mannschaften mit einem gerechten Unentschieden. Highlight war das Spiel keines. Dennoch sahen es 9229 Menschen in einem desolaten Stadion in Liebenau. Das könnten auch mehr sein, viel mehr. Darum kann man nur immer und immer wieder darauf hinweisen, die Infrastruktur in und um die Heimstätte des SK Sturm Graz – dem sportlichen Aushängeschild dieser Stadt – zu verbessern! Diese Forderung kam dementsprechend auch während des Matchs: „Siegi mach Nägl mit Köpfen: Pump die Songcontest-Kohle ins Stadion!“ stand zu Beginn der zweiten Halbzeit auf einem Spruchband zu lesen – ebenso nach Ende des Spiels am Balkon der Nord und zwar in Richtung des so unglaublich trostlosen Stadion-Vorplatzes. Bitte nehmt euch das zu Herzen und investiert nachhaltig in die Infrastruktur! Es wird wirklich höchste Zeit.
Außerdem wies die Nordkurve via Spruchband auf ein bereits zu Beginn des Artikels erwähntes anstehendes Highlight hin: „23/09/14, 20:30: Cupschlager gegen die einzig wahren Salzburger!“ Nach über neun Jahren (!) ist es nun endlich wieder so weit, Austria Salzburg wartet und der einzige Wehrmutstropfen an dieser Sache ist der Austragungsort Vöcklabruck… Dies bedeutet, dass es für alle Schwoazen eine reichlich begrenzte Anzahl an Karten geben wird. Nehmt euch also rechtzeitig frei und kümmert euch um Tickets, sobald diese verfügbar sind! Niemand, der sich auch nur ansatzweise für Fankultur interessiert, niemand dem die öden Bundesligaspiele gegen die immergleichen Gegner in der unsäglichen Zehnerliga auf die Nerven gehen, niemand der endlich wieder diesen wunderbaren Schlager live sehen möchte, sollte sich diese einzigartige Gelegenheit entgehen lassen! Doch halt, bitte vergesst in Hinblick auf diesen Kracher nicht auf das bald anstehende Spiel zu Hause gegen den – eigentlich unglaublich – noch ungeschlagenen WAC am kommenden Samstag. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie kämpfen kann und engagiert auftritt. Doch jetzt muss auch endlich wieder ein Sieg her und das wird gegen die Wolfsberger reichlich schwer. Also kommt ins Stadion und treiben wir gemeinsam Sturm Graz zum Sieg. Schauen wir, dass endlich wieder die 10.000er-Marke fällt! Gemma Schwoaze!
– sherif –