SK Rapid Wien – SK Sturm Graz
Mittwoch, 29. Oktober 2014, 20:30 Uhr
Ernst-Happel-Stadion, 7.800 Zuseher (ca. 750 Sturmfans)
ÖFB-Cup 2014/15, Achtelfinale
Undankbares Los
Die Schrammen und Beulen vom turbulenten Match gegen die Salzburger Austria waren noch frisch, als uns die Losfee den Kontrahenten im Achtelfinale des Cups zuwies: Rapid Wien sollte der Gegner heißen – ein Los, das durchaus mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurde. So waren es zunächst rein sportliche Erwägungen, die dem „Klassiker“ in Wien einen schalen Beigeschmack verliehen. Mit einem „Jausengegner“ war jedenfalls nicht zu rechnen, vielmehr durfte man sich auf einen harten Cupfight einstellen. Zudem präsentierten sich die Rahmenbedingungen nicht ideal: So wurde der 29. Oktober als Austragungstermin festgesetzt, vier Tage nach dem Liga-Heimspiel gegen die Hütteldorfer, drei Tage vor dem Away-Match am Favoritner Verteilerkreis. Drei Mal Wien in 8 Tagen also.
Spätestens am Wochenende vor der Partie mehrten sich die schlechten Vorzeichen: So legte nämlich die Heimniederlage gegen Rapid die sportlichen Verhältnisse offen – um im Prateroval siegen zu können, musste jedenfalls eine Steigerung her. Die Rückkehr des zuletzt gesperrten Marco Djuricin stimmte in dieser Hinsicht allerdings ein wenig optimistischer. Für Wirbel sorgten zudem die „Eklats“ rund um den Umgang der Kurve mit einem gewissen abtrünnigen Blondschopf, die mit Sauschädel-Präsentation, Dressenverbrennung und Schmähgesängen durchaus kuriose Blüten getrieben hatten. Aktionen, über die man diskutieren kann und muss, die aufgesetzte Empörung im medialen Diskurs bleibt dennoch unerträglich.
Wien-Woche der anderen Art
Nun stand also die zweite Etappe der Wien-Woche der etwas anderen Art bevor: Statt Hofburg und Schönbrunn gibt’s Happel- und Horr-Stadion, statt Sisi und Franz-Joseph gibt’s Barisic und Parits, statt Sängerknaben und Philharmoniker gibt’s UR und VF – und natürlich fand sich wieder ein ganz anständiger Haufen, der sich dieses Programm nicht entgehen lassen wollte: Kurz nach 16:00 rollte die Buskolonne von Liebenau los in Richtung Norden. So mancher nutzte die willkommene Unterbrechung der Arbeits-, Schul- oder Uni-Woche, und so floss der eine oder andere edle Tropfen die Kehle runter, bevor man den Wechsel überwunden hatte. Ab Leobersdorf folgte dann das übliche Prozedere mit der Staatsmacht, die uns auf den letzten Kilometern nach Wien mit unverhältnismäßigem Aufgebot begleitete. Dennoch kam man mit großzügigem Zeitfenster an und konnte ohne großen Stress den Gang in den Sektor antreten, wo man bereits vor Ankick – wie auch schon am Samstag zuvor – die beiden Neorapidler mit Grazer Vergangenheit eingehend und wenig schmeichelhaft begrüßte.
Sportlich zum Vergessen, auf den Rängen okay
Sportlich betrachtet lässt sich das Spiel im Prinzip schnell zusammenfassen: Rapid erwischte mit dem 1:0 nach 5 Minuten den Auftakt nach Maß, Sturm lief die restlichen 85 Minuten dem Rückstand hinterher ohne wirklich etwas ausrichten zu können. Die Wiener begnügten sich weitestgehend mit Ergebnisverwaltung und wurden maximal durch Konter gefährlich, unserer Elf brachten auch Wechsel und Umstellungen in der zweiten Halbzeit nichts. Ein schwaches Spiel und Fußball zum Wegschauen letztendlich. Dass Franco Foda im Anschluss von einer „sehr guten“ Partie sprach, erinnerte in diesem Kontext schmerzlich an den zeitweiligen Realitätsverlust seines Vorgängers und mancher Kicker in vergangenen Interviews.
Etwas anders die Situation auf den Rängen: Während das restliche Happelstadion bei frischen Temperaturen nicht unbedingt an seine Auslastungsgrenzen stieß, war zumindest die Heimkurve gut gefüllt und legte wie üblich eine angemessene Performance mit ausdauerndem Fahneneinsatz, hübschen Pyroeinlagen und zeitweise lauten Gesängen hin. Auch der Auswärtsmob präsentierte sich ordentlich – und mit rund 750 Mitgereisten für einen Mittwoch im Oktober außerordentlich reisefreudig. Auffällig laut waren natürlich die Schmähgesänge gegen Eh-schon-wissen, anstatt eines Sauschädels fand diesmal aber eine lebende Sau im Kainz-Dress den Weg in den Sektor, die sich im Abbrennen von Pyrotechnik übte. Ob die Kreativität und Energie, die man dieser Tage in die Diffamierung des Gegners steckte, nicht im Support der Heimmannschaft besser investiert gewesen wären, sei dahingestellt.
Auch ansonsten hatte man ein paar Stimmungsbengalen in den Sektor geschmuggelt – mangels Großchancen oder Drangperiode unserer Mannschaft verheizte man diese aber ohne konkreten Auslöser im Rahmen einer spontanen, völlig ungeplanten Pyroeinlage im Laufe der zweiten Halbzeit. Trotz der matten Partie auf dem Feld blieb der Support über weite Strecken auf einem soliden Level, letztendlich aber scheinbar ohne Auswirkung auf das Spiel unserer Jungs – bis schließlich das Cup-Aus im Achtelfinale fest stand und man mit hängenden Köpfen das Prateroval verließ.
Völlig unnötig der Böllerwurf gegen Ende der zweiten Hälfte: Wie bereits oftmals und ausführlich von Seiten der Kurve klargestellt, haben Böller – schon gar nicht diesen Kalibers – im Stadion nichts verloren. Vor allem in dieser Situation hätte das auch wesentlich schlimmer enden können – der „Täter“ wird nun jedenfalls mit den Konsequenzen leben müssen.
Und weiter…?
Nach dem Match beschlossen noch einige Jungs ein wenig „Sightseeing“ zu betreiben und den Abend mit einem gemütlichen Spaziergang rund ums Stadion abzuschließen. Dagegen hatte allerdings die Exekutive Einwände – und nutzte die Gelegenheit just dazu, einen Einblick in ihr ausgefeiltes Deeskalationsinstrumentarium zu geben. In Erinnerung bleiben diesmal unter anderem die markigen Sprüche der Wiener Beamten (O-Ton: „Wenns wirbeln wollts, ziagts in Dschihad!“), die wieder einmal sämtliche negativen Klischees bestätigten.
Gegen 23 Uhr fand schließlich auch dieser Trip sein Ende, und die Busse bewegten sich wieder langsam zurück in Richtung Graz. Die sportliche Zukunft unseres Vereins war nach wie vor unsicher, der Foda-Enthusiasmus so schnell wieder abgeklungen, wie er gekommen war. Nun heißt es abwarten, was die kommenden Matches mit sich bringen: Mit Part 3 der Wien-Woche gegen die Austria und dem Match in Klagenfurt gegen das Sensationsteam aus Wolfsberg stehen zwei harte Auswärtspartien an, in denen die Mannschaft auf unsere Unterstützung angewiesen ist. Halten wir das Feuer am Lodern!
-Gaberl-
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