Drei Punkte am Ostersonntag

SV Ried – SK Sturm Graz 1:2
Sonntag, 5. April 2015, 16:30 Uhr
Stadion Ried, 5.200 Zuseher (ca. 500 Sturmfans)
Bundesliga 2014/15, 27. Runde

Vorfreude auf schwarz-weiße Ostern

Zwei Wochen waren nun schon vergangen, seitdem man die Admira mit null Punkten wieder heim in die Südstadt geschickt hatte, zwei Wochen, die man durchaus aktiv genutzt hatte. So mancher gönnte sich am spielfreien Wochenende einen Italien-Trip und nicht zuletzt liefen (und laufen) die letzten Arbeiten für die nächste Ausgabe der Schwarzmalerei auf Hochtouren. An diesem Ostersonntag stand allerdings wieder Sturm im Vordergrund: Mit dem Auswärtsmatch im Innviertel folgte die nächste richtungsweisende Partie. Nachdem die Frühjahrssaison schon bislang die schwarz-weißen Herzen höher schlagen gelassen hatte, mussten auch nun wieder drei Punkte her, um weiterhin von der Champions League träumen zu dürfen. Auch wenn die beiden ersten Saisonpartien gegen die Innviertler jeweils mit einem vollen Erfolg für Sturm geendet hatten, war die SV Ried aktuell nicht schlecht drauf: Drei Siege aus den letzten vier Spielen stellten eine respektable Bilanz dar, man konnte somit auf ein interessantes Match hoffen.

Entsprechend groß präsentierte sich auch das Interesse an der Auswärtsfahrt: Die Anmeldungen überschlugen sich, die Busse mussten aufgestockt werden – und im Endeffekt machte sich eine ansehnliche Kolonne auf den Weg nach Oberösterreich. Zur Mittagszeit rollte man in gut gefüllten Bussen los in Richtung Nordwesten, bevor man in der Obersteiermark noch so manchen Schwoazen aufklaubte. Der Ostersonntag machte sich in Form zahlreicher Selchfleisch-Brote bemerkbar, die im Bus kursierten, aber auch gegen den Durst waren die meisten gut gerüstet. Man muss die Feste eben feiern, wie sie fallen – so abgedroschen die Phrase auch klingen mag, an diesem Nachmittag war sie durchaus Programm.

Anlaufschwierigkeiten am Rasen

Trotz ausgedehnter Pausen (Schneeballschlachten inklusive) konnte man das Stadion – an dem man schon von diversen Gästen aus Deutschland erwartet wurde – mit einem akzeptablen Zeitpolster erreichen. Noch schnell ein Getränk aus der für österreichische Verhältnisse sehr soliden Kantine, noch schnell das Material aufgebaut – und schon ging es los. Unsere Elf war von Beginn an dem Druck der Heimmannschaft ausgesetzt und hatte Probleme, selbst nach vorne aktiv zu werden. Besser machten es die Rieder, die einige gute Chancen vorfanden, diese aber aufgrund der kompakt stehenden Defensive beziehungsweise eines souveränen Christian Gratzei nicht in Zählbares ummünzen konnten. Der Auswärtsblock schien zu ahnen, dass heute mehr möglich war. Anstatt sich der Lethargie am Spielfeld anzupassen, gab man richtig Gas und brachte den prall gefüllten Sektor zum Kochen. Eher spontan wurde auch eine neue, zugegebenermaßen aus Pisa importierte Nummer intoniert, die alle Erwartungen übertraf und für richtig viel Bewegung im Sektor sorgte. Irgendwie passend zum Namen des Rieder Stadions, welches mittlerweile den Werbeslogan der Oberösterreichischen Versicherungs AG im Namen trägt. Erwähnenswert auch die Wettereskapaden, die dem Klischee eines launischen Aprils mehr als gerecht wurden: Auf Sonnenschein und nahezu frühlingshafte Temperaturen folgten Regen und Schneefall – das war soweit aber nebensächlich, im Block kamen die Leute an diesem Nachmittag sowieso ins Schwitzen. Der Haufen in der anderen Kurve des Stadions übte sich in seinem Pflichtprogramm aus Fahnenschwenken, optischem und akustischem Support, konnte allerdings über 90 Minuten hinweg nie wirklich auffällig werden.

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Tore, die man nicht macht…

Die zweite Halbzeit begann am Rasen, wie die erste geendet hatte. Ried dominierte weiter, vergab Chancen und war der Führung definitiv näher als die Gäste. Auf die „Auferstehung“ unserer Schwoazen – man entschuldige die Blasphemie – musste man bis zu Minute 64 warten, als sich eine der großen Binsenweisheiten des Fußballs für die Heimelf bewahrheitete: Tore, die man nicht schießt, bekommt man. Roman Kienast war es, der zur Führung für den SK Sturm einnetzen konnte, Auswärtsblock in Ekstase. Postwendend die Chance auf den Ausgleich im Zuge einer Mehrfachchance der Rieder, Gratzei beziehungsweise die Querlatte konnten die Führung retten. Zehn Minuten darauf schließlich das 2:0 durch Avdijaj, doch die Rieder bewiesen Kampfgeist: Der Anschlusstreffer erfolgte nur eine Minute später, die letzte Viertelstunde warfen die Rieder alles nach vorne um den Ausgleich zu schaffen – es blieb aber letztendlich beim 2:1 für die Gäste, Sturm konnte den fünften Sieg innerhalb der letzten sechs Spiele einfahren. Zum Abschluss gab es noch eine nette Geste der Mannschaft: Wie schon nach dem Heimspiel gegen die Admira fand sie sich vor dem schwarz-weißen Fanblock ein, um für ein Foto vor der Kurve zu posieren.

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Zurück nach Graz, ab nach Europa

Spannend wurde es hingegen noch einmal kurz nach dem Match, als sich Gerüchte zu mehren begannen, dass einige Innviertler rund um das Stadion unterwegs sein könnten, letztendlich wurde die Heimreise aber ohne größere Zwischenfälle angetreten. Im Bus wurde noch lange weitergefeiert und das Fan-Dasein zelebriert. Mag sein, dass der eine oder andere Osterhase dabei etwas zu viel getankt hat, an diesem Abend aber durchaus verständlich. Wenn die Mannschaft endlich wieder die Konstanz und Routine zeigt, die sie über Jahre hinweg vermissen lassen hat, drückt das die Stimmung automatisch wieder nach oben. Bleibt zu hoffen, dass dieser Trend auch im Match gegen Altach am kommenden Samstag fortgesetzt werden kann – und ein weiterer Schnappschuss vor einer gut gefüllten Tribüne entsteht, als sinnbildlicher Meilenstein am Weg nach Europa.

– Gaberl –

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