FK Austria Wien – SK Sturm Graz 0:0
Samstag, 9. Mai 2015, 16:30 Uhr
Horr Stadion, 9.125 Zuseher (ca. 850 Sturmfans)
Bundesliga 2014/15, 32. Runde
Zwar war das Unentschieden im Spiel gegen Rapid ein kleiner Rückschlag, aber von einem Genickbruch bezüglich einer möglichen Champions League-Qualifikation konnte man bei weitem noch nicht reden. Das direkte Duell konnte zwar nicht gewonnen werden, aber es waren nach wie vor nur zwei Punkte Rückstand auf Platz zwei. Auf Sturm wartet mit RB Salzburg noch ein starker Gegner, der zu dem Zeitpunkt vermutlich schon Meister ist, während Rapid noch in Altach spielen musste und noch ein Derby vor sich hat. Die Zeichen für dieses und die kommenden Spiele standen daher trotz allem nicht so schlecht.
Die übliche Zugfrage
Die schwarzweiße Fanszene versuchte sich bei diesem Spiel wieder einmal in der Organisation eines Sonderzuges, was angesichts der Tatsache, dass die ÖBB ein Sponsor des Vereins ist, keine Unmöglichkeit sein sollte – möchte man zumindest glauben. Als dann aber das Angebot mit 90 Euro (!) pro Person eintrudelte, begann ein uns schon hinlänglich bekanntes Spiel. Die Gruppen reservierten etliche Kontingente im Linienzug, bis dieser ausgebucht war. Jene Gruppen, die von der Bahn eine Absage bekamen, informierten diese, dass sie trotzdem mit dem Zug fahren würden und schlussendlich hängte man wieder vier Waggons zusätzlich an den Zug, obwohl man im Vorhinein wieder einmal bekanntgab, dass dies diesmal wirklich nicht möglich sein würde. Das ganze Spektakel sollte am Ende noch kurioser werden als bei den vorherigen Spielen, da uns für die Heimfahrt zusätzlich noch ein eigener, kurzfristig organisierter Sonderzug hingestellt wurde, für den im Endeffekt niemand bezahlte. Hätte man sich von Anfang an auf eine vernünftige Sonderzugvariante einigen können, wäre vielen Leuten einiges erspart geblieben. Wir hatten dennoch unseren Spaß und die Zugfahrt verlief im Großen und Ganzen ohne gröbere Auffälligkeiten.
Leere und volle Tribünen
In Wien angekommen, ging es erst via U-Bahn und die letzten Meter zu Fuß im lautstarken Corteo zum Stadion.
Dort zeigte sich das erwartete Bild. Die beiden Längsseiten sowie unser Auswärtssektor waren gut besucht (nur beim Bierstand vor dem Auswärtssektor soll man Gerüchten zufolge noch enger gestanden sein), auf der Osttribüne herrschte hingegen gähnende Leere.
Dies ist weniger auf die aktuelle sportliche Situation der Austria, sondern viel mehr auf die Reibereien zwischen dem Verein und der (übriggebliebenen) organisierten Szene zurückzuführen. Als Außenstehender ist es schwer zu sagen, was wirklich hinter dem Ganzen steht, doch wird man das Gefühl nicht los, dass Fanatics und Co durchaus den einen oder anderen Fehler begangen haben und nicht ganz unschuldig an der derzeitigen Situation sind. Die Abwanderung mancher etablierter Gruppen von der Ost begann jedenfalls schon einige Zeit bevor die willkürlichen Hausverbote im Stundentakt die violetten Ultras erreichten. Dennoch muss man als Fan traurig sein, dass diese einst starke Szene eine solche Entwicklung genommen hat. Linz, Salzburg und Innsbruck wurden durch Dorfklubs ersetzt, die Austria hat sich vermutlich selbst zerstört und so bleiben am Ende nur noch die grünen Bastarde aus Hütteldorf als ernstzunehmender Gegner, sowie ein bis zwei kleinere Szenen, mit denen man seinen Spaß haben kann.
Unser Block war, wie bereits erwähnt, gut gefüllt, auf Grund der Mottofahrt mit hunderten Sturmdressen zugepflastert und legte auch gleich, wenn auch ein wenig schaumgebremst, los.
Akustischer Gegner war ob der oben beschriebenen Situation keiner vorhanden und so hallten unsere Gesänge durch Wien. Allein die Mannschaft konnte sie nicht aufnehmen und umsetzen. Geschwächt durch ein paar Verletzungen und zwei rote Karten aus dem vorherigen Spiel, überließ man der Austria in der ersten Hälfte die Initiative und versuchte sich im Verhindern von Toren. Auch in der zweiten Hälfte änderte sich das Bild nicht merklich, wenngleich man wenigstens zu ein paar Torchancen kam und auch ein Tor erzielte, das zu Unrecht aberkannt wurde. Die Stimmung im Block wurde in der zweiten Hälfte besser, zusätzlich wurden zwei Spruchbänder gezeigt. Eines zum Geburtstag unserer Legende Ivica Osim, ein anderes für ein Gruppenmitglied, das den Weg nach Wien leider nicht antreten konnte.
Fußball ist Fußball,…
… und so konnte Sturm als Favorit in Favoriten nicht gewinnen und verlor wichtige Punkte im Kampf um den zweiten Platz. Da tröstet auch nicht die Theorie, dass ein dritter Platz besser wäre, da wahrscheinlich mehr Runden im EC auf uns warten würden. Zusätzlich vermiesten auch noch diverse unnötige politische Rülpser, wie zB jene beim Marsch durch die Gemeindebauten, oder die Beschimpfung eines langjährigen Sturmmitarbeiters beim Kartenverkauf die Stimmung und so kann man den Tag wohl getrost als unbefriedigend abhaken und den Blick nur nach vorne auf die nächsten Spiele richten. Denn bei einer Niederlage in Wolfsberg wackelt möglicherweise auch der vierte Platz und daher liegt es an uns – den Spielern, den Funktionären und den Fans – in den letzten vier Runden noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren, um den Traum von Europa, egal ob in der Champions oder der Europa League, wahr zu machen.
Dort wollen wir hin, dort gehören wir hin.
– Geka –
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