FC Rubin Kasan – SK Sturm Graz 1:1
Donnerstag, 6. August 2015, 18:00 Uhr (Ortszeit)
Zentralstadion Kasan, 8.100 Zuseher (ca. 120 Sturmfans)
Europa-League-Qualifikation 2015/16, 3. Runde
Mehr Osten geht (fast) nicht mehr
Freitag, 17. Juli 2015. Gespannt warteten sämtliche Schwoaze auf unseren Gegner für die 3. Runde der Europa-League Qualifikation – wohin geht unsere erste internationale Reise nach so langer Zeit? Deutschland, Italien oder doch wie von so vielen gewünscht endlich auf die Insel? Eigentlich egal, nur bitte nicht schon wieder in den Osten und nach einer Topf-Voreinteilung schien ein Traumlos zum Greifen nahe, doch dann boooom – Rubin Kasan – östlichster möglicher Verein bei dieser Auslosung, sportlich ein extrem starker Gegner, schied Rubin vor 2 Jahren erst im Viertelfinale der Europa League gegen den späteren Sieger Chelsea F.C. aus, eine Stadt, welche östlicher liegt als der Irak und somit der östlichste Ort an dem Sturm Graz jemals ein Pflichtspiel bestritt. Ein absolutes Horrorlos, sagten alle, zumal sämtliche anderen österreichischen Vertreter von der Losfee großzügig beglückt wurden – aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt, wie sich noch herausstellen sollte.
Flug mit der Mannschaft
Schon kurz nach der Auslosung war klar, dass es nicht viele sinnvolle Möglichkeiten geben würde, um die Reise nach Kasan anzutreten und so entschieden wir uns schlussendlich dazu, die Reise mit dem Mannschafts-Flieger anzutreten, dessen Plätze aber stark begrenzt waren. So waren die 120 freien Plätze auch schnell belegt, ehe eine lange Warteliste für frei werdende Plätze entstand, die Meisten jedoch warteten vergebens. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an unseren Bruno, welcher sich trotz zahlreicher Erledigungen im und für den Verein auch um uns kümmerte, damit Flug, Hotel, Visumsantrag etc. rechtzeitig erledigt werden konnten – der Preis für das Gesamtpaket betrug € 520,-.
Auf nach Tatarstan
Am Tag vor dem Spiel fanden wir uns am Flughafen Graz ein, wo jeder Reisende noch die Subvention vom Kollektiv1909 erhielt – welche dank dem Verkauf der Europacup-Shirts und den zahlreichen Becherspenden ermöglicht wurde. Der Glaube an das „Wunder von Kasan“ und der damit verbundene Aufstieg in die nächste Runde waren trotz der 2:3 Hinspiel-Niederlage akut vorhanden und erzeugten schon vor dem Abflug eine äußerst positive Stimmung, ehe der 3 ½ stündige Flug relativ rasch verging und wir pünktlich um 13:20 Uhr Ortszeit in der Tatarischen Republik landeten. Im Hotel angekommen brachte jeder noch sein Gepäck auf das Zimmer ehe die ersten Gruppen die Stadt rund 800 Kilometer östlich von Moskau, direkt an der Wolga gelegen, erkundeten. Überrascht von der Schönheit dieser Stadt besuchte man erste Bars und Restaurants sowie das Zentralstadion von Kasan, den Spielort für das Europa-League-Spiel, da die Kasan Arena (aktueller Spielort von Rubin) wegen der gleichzeitig stattfindenden Schwimm-Weltmeisterschaft belegt war. In der Hauptstraße von Kasan trafen wir auf eine nette Bar an einer kleinen Anhöhe gelegen, welche als Treffpunkt für das schwarz-weiße Volk auserkoren wurde.
Eine unvergessliche Nacht in Kasan
Nach dem Abendessen machten wir uns leicht angeschlagen vom doch sehr langen Tag und der anstrengenden Reise auf den Weg. Per kleinem Corteo schritten wir zu dieser eben besagten Bar vor und machten mit stimmungsvollen Gesängen erstmals auf uns aufmerksam. Nach und nach fanden sich immer mehr Grazer in dieser wunderbaren Lokalität ein. Für Freunde von alkoholischen Getränken bot Kasan einiges, vor allem aber billige Preise – mitunter ein Grund warum viele Kasan Besucher noch immer von einem Paradies an der Wolga sprechen. Nachdem alle die ersten Getränke zu sich nahmen und die Stimmung auflockerte, machten wir auch gesanglich wieder auf uns aufmerksam, ehe die versammelte Runde zu den ersten Vodka-Flaschen überging. Was dann jedoch passierte, wird jedem Anwesenden ewig Erinnerung bleiben. Gemeinsam wurde Flasche um Flasche geleert, durchgehend schwarz-weiße Klassiker angestimmt, welche die Nacht-Szene von Kasan übertönten, bis immer mehr Leute auf uns aufmerksam wurden. So bekamen wir relativ rasch Besuch von der ortsansässigen Polizei, welche uns in sicherem Abstand im Auge behielt. Auch ein Teil der Kasaner Szene erkundigte sich bei einem Getränk über unsere Bedürfnisse, schnell wurde jedoch klar, dass in dieser Nacht die stetig ansteigende Anzahl an Polizisten ein außernatürliches Aufeinandertreffen schlagartig beenden würde und sich die einheimische Truppe nicht auf einen „Old-School-Besuch“ einlassen würde, was bei der vorhandenen Polizeipräsenz aber durchaus verständlich war. So verabschiedeten sich die überaus motivierten Kasaner Jungs wieder, ehe wir unseren unbändigen Feierwillen weiter freien Lauf ließen, womit wir auch zahlreiche Touristen auf eine ungewohnte Art und Weise beeindruckten. Bis zur Sperrstunde dieses Lokals herrschte ungetrübte Stimmung, ehe wir uns in die restlichen Lokalitäten von Kasan aufteilten. Egal ob Disco, ein sonstiger Nachtklub oder die berühmt-berüchtigte „Coyote Ugly Bar“ – wo immer unsere Szene in dieser Nacht auch anzutreffen war, wurde die Nacht zum Tag gemacht und gemeinsam über alle Gruppen unserer Kurve hinweg bildete man die Attraktion des Kasaner Nachtlebens. Jeder kann in dieser Nacht seine eigene Geschichte erzählen, doch einstimmig wird jeder berichten, dass es eine grandiose Nacht war. Das ist Europapokal – eine unvergessliche Nacht in Kasan, welche alle Erwartungen um ungeahnte Ausmaße übertraf – eine Kurve in einer fremden Stadt, mit vielen verschiedenen Einstellungen und Ansichten, jedoch mit dem alles entscheidenden, gemeinsamen Mittelpunkt in unser aller Herzen – dem SPORTKLUB STURM GRAZ 1909.
Der Tag danach
Nachdem sich auch die letzten Grazer wieder im Hotel einfanden, bestritten die meisten nach wenig bis gar keinem Schlaf eine Stadtrundfahrt, auf welcher jeder sichtlich angeschlagen die zahlreichen Sehenswürdigkeiten dieser beeindruckenden Stadt erkundete. Bei dem ein oder anderen Bier schwor sich die Kurve dann noch auf das anstehende Spiel ein, ehe wir den Weg zum Stadion mit den zur Verfügung gestellten Bussen auf uns nahmen. Im Stadion angekommen, erwarteten uns extrem strenge Kontrollen (sämtliche Zigaretten-Päckchen mussten zB abgegeben werden) bevor wir noch die letzten Vorbereitungen für die Choreo im Zentralstadion von Kasan trafen.
ШТУРМ ГРАЦ
Beim Einlauf der beiden Mannschaften präsentierten wir ein schwarzes Spruchband, auf welchem Sturm Graz in kyrillischer Schrift und unsere Fahne zu sehen waren, passend trug der Block die schwarzen Europacup-Shirts – dann wurde das Spruchband gewendet und es ergab ein Balkenspruchband mit gleicher Schrift, umgeben von Fahnen in unserem Sektor, welche dem Charakter des Spruchbandes angepasst waren. Danach wendete man das Spruchband erneut und präsentierte wieder das Spruchband mit rein schwarzem Hintergrund.
Auf den Rängen brillant, am Platz nur selten dominant.
Unser Block mit 120 Leuten beherrschte das Geschehen auf den Rängen vom Anfang bis zum Ende, was aufgrund der vorangegangenen Nacht durchaus überraschte, nicht auszudenken was da noch möglich gewesen wäre wenn unser Block fit in dieses Spiel gegangen wäre und wir dieser Nacht in Kasan nicht einen derart überragenden Stempel aufgetragen hätten, was auch die russischen Zuschauer beeindruckte. Der gegnerische Block war optisch zwar zu erkennen, akustisch aber nur sehr selten wahrnehmbar. Motiviert versuchten unsere Schwoazen von Beginn an Druck zu erzeugen, was aber gegen die kompakt stehende Mannschaft aus Kasan nur selten gelang. Fand man sich jedoch trotzdem vor dem gegnerischen Tor, ließ man die Chancen in der ersten Halbzeit ungenützt. Der sichtliche Wille unserer Mannschaft stimmte uns jedoch positiv, das Wunder von Kasan in der zweiten Halbzeit noch vollbringen zu können und tatsächlich gelang Tadic der so wichtige Führungstreffer. Plötzlich war man nur mehr ein Tor von der Sensation entfernt – die Hoffnungen zerschlugen sich aber schlagartig, nachdem Kasan Minuten vor Schluss der Ausgleichstreffer gelungen war. Nach kurzem Schock wurde sofort „und egal wos is“ angestimmt doch das Wunder von Kasan blieb uns verwehrt, der Mannschaft kann und darf man an diesem Tag aber keine Vorwürfe machen, daher sangen wir bis nach dem Spiel ordentlich weiter und verabschiedeten uns ordnungsgemäß von unseren Kickern, Das Glück war an diesem Tag nicht auf unserer Seite, geschlossen bot die gesamte Mannschaft eine kämpferische Höchstleistung, die nach der Hinspiel-Niederlage eben nicht für einen Aufstieg reichte.
Danke Losfee
Leider verabschieden wir uns damit für diese Saison auch schon wieder von der internationalen Bühne und die Europacup-Saison geht für uns schneller zu Ende als sie begonnen hat. Das als ursprüngliche Horrorlos ausgegebene Rubin Kasan, stellte sich für alle Teilnehmer als wahres Glückslos dar, eine unvergessliche Europacup-Fahrt und vor allem die imposante Nacht von Kasan werden uns allen ewig in Erinnerung bleiben und nie mehr werde ich über diese schon so oft verspottete Losfee schimpfen. Hoffen wir auf eine erfolgreiche Saison und auf viele weitere internationale Auftritte in den nächsten Jahren, denn WIR SINGEN FÜR DICH STURM GRAZ, AN JEDEM ORT DER WELT.
– Bürgermeister –
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