Unsere Spenden- und Sozialaktion Schwoaze Helfen 2015 neigt sich langsam dem Ende zu. Gestern Sonntag stand für manche von uns aber noch ein ganz besonderes Highlight auf dem Programm. Bereits am 8.12.2015 widmeten wir uns den ganz Kleinen unter den Sturmfans bei unserem Kindermaltag in der Shopping City Seiersberg, gestern aber galt unsere ganze Aufmerksamkeit den Obdachlosen im VinziDorf auf dem Gelände der Pfarre St.Leonhard. 35 Männer im Alter von rund 30 bis über 70 finden dort derzeit eine Unterkunft.
Gulasch und Spenden für das Vinzidorf
Das Dorf stellt den Männern Container zur Verfügung, in denen die meist schwer Alkoholabhängigen ein kleines aber ungemein wichtiges Heim und Rückzugsgebiet für sich selbst vorfinden. Außerdem bietet das Gelände einen Aufenthaltsraum, eine Kapelle und einen Friedhof, auf dem die Verstorbenen des Dorfes zur letzten Ruhe geleitet werden – am Freitag erst verstarb wieder einer jener schwer vom Leben gezeichneten Menschen. Im Vinzidorf aber bekommen sie endlich wieder die Möglichkeit dieses Leben menschenwürdig verbringen zu können und wissen auch, dass selbst nach ihrem Tod ein Plätzchen dort auf sie warten und man um sie trauern wird. Und so war es uns ein Anliegen uns im Rahmen von Schwoaze Helfen 2015 einen Tag lang voll und ganz jenen Männern und ihren Geschichten zu widmen.
Dementsprechend trafen sich einige von uns dort am frühen Nachmittag, um für die Bewohner des Dorfes zu kochen. Und welches Gericht würde sich hier besser eignen als ein für 50 Personen ausgelegtes selbstgemachtes Gulasch? 15 Kilogramm Fleisch wurden besorgt, dazu ebensoviele Zwiebeln und sehr viel Gebäck. Zusätzlich hatten wir außerdem Sachspenden im Wert von rund 300 Euro eingekauft und an das Vinzidorf übergeben. Kekse, Kuchen und Zigaretten rundeten unsere Spenden ab.
Jeder hat sein Binkerl zu tragen
Während einige von uns beim Schneiden besagter Riesenmenge Zwiebeln in der Küche den Tränen nahe kamen, leistete der Rest den Obdachlosen in ihrem Aufenthaltsraum Gesellschaft und bekam Geschichten und Lebenswege zu hören, die man kaum seinen schlimmsten Feinden wünschen würde. Wie heißt es im Vinzidorf so treffend: „Jeder hier hat sein Binkerl zu tragen.“ Niemand ist hier grundlos. Und für die meisten ist es die letzte Anlaufstelle. Der letzte Ort bevor irgendwann einmal auch sie am Pfarrgrund begraben werden und sich einmal mehr jenes Ritual in Graz St.Leonhard wiederholen wird, wie es wohl schon seit 1993 – der Gründungszeit dieses in Österreich einzigartigen Ortes – üblich sein dürfte. Die Obdachlosen versprenkeln ihr Bier übers Grab, um so ihrem Leidensgenossen zu gedenken. Ein Bild des Verstorbenen wird hernach in die Kapelle gehängt und schwermütig wird man sich wieder seinem Alltag widmen. Jener Alltag der dann immer wieder mal von sozial Engagierten durchbrochen wird, die sich jenen armen Menschen versuchen anzunehmen. So auch gestern.
50 Portionen Gulasch nehmen Zeit in Anspruch. Insbesondere wenn der zur Verfügung stehende Herd seiner Aufgabe kaum gerecht werden kann. So war schnell klar, dass die angepeilte Essenszeit von 19:00 Uhr kaum zu halten sein wird und man begann sich etwas scherzhaft bereits Gedanken über eine Meuterei in der Küche zu machen. Glücklicherweise blieb diese aber aus und es gab sich jeder mit einer zwischenzeitlichen Jause zufrieden, ehe zu späterer Stunde dann schließlich doch noch zur Ausgabe des von uns gekochten Gulasch gerufen werden konnte. Eines steht jedenfalls fest: Auch in den nächsten Tagen werden sie reichlich davon zu essen haben.
Ein Tag der in Erinnerung bleibt
Wir hoffen den Obdachlosen im Vinzidorf damit einen schönen und erinnerungswürdigen Tag bereitet zu haben. Uns wird er jedenfalls in Erinnerung bleiben und wir werden solche oder ähnliche Aktionen in Zukunft sicherlich wiederholen. Und es wäre schön, wenn auch andere hin und wieder einen Gedanken ans Vinzidorf und ihre Obdachlosen verschwenden würden. Denn eines muss man unweigerlich mitnehmen, wenn man sich etwas mit den Menschen dort beschäftigt. Auch sie haben es sich verdient, ein den Umständen entsprechend würdiges Leben zu leben und mit ihren Sorgen nicht alleine gelassen zu werden. Ganz egal warum schließlich jemand dort landet: Er hat es sich verdient, dass man ihm zuhört und sie nicht alleine lässt. Denn jeder hat sein Binkerl zu tragen – aber nicht nur dort sondern überall.
In diesem Sinne wünschen wir den Bewohnern des Vinzidorfs und allen dort ehrenamtlich tätigen Menschen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest!
PS: Ein Update zu Schwoaze helfen 2015 folgt am Dienstag!