Still ist es seit Frühjahrsbeginn auf Kollektiv1909.at geworden. Wir haben uns in der Winterpause dazu entschlossen, unsere Botschaften vorerst nur noch dort zu veröffentlichen, wo sich unser Hauptbetätigungsfeld befindet, nämlich im Stadion. Der Grund dafür liegt auf der Hand. Seit unserer ersten Aussendung zum Thema „Wir wollen Sturm sehen“ im September hat sich leider nichts an der Situation rund um unseren Herzensverein geändert. All unsere Kritikpunkte wurden entweder schöngeredet und/oder bis dato nicht angepackt. Wir wollten unsere Mitteilungen daher noch pointierter anbringen, und zwar dort, wo auch Vereinsverantwortliche nicht mehr darüber hinwegsehen können.
Aufgrund diverser Entwicklungen in letzter Zeit erachten wir es als notwendig, dass wir uns nun auch hier wieder zu Wort melden. Einerseits, um damit auf die weitere Verschärfung der Krise im Frühjahr zu reagieren, andererseits aber auch, um die Rolle der Medien zu hinterfragen.
Die wahren Gründe werden weiterhin negiert
Wie eingangs bereits erwähnt, sind die Kritikpunkte unserer ersten Aussendung im Rahmen von „Wir wollen Sturm sehen“ nicht nur weiterhin aufrecht, sondern es wurde auch die Fehlentwicklung im Verein eindrucksvoll bestätigt. Wir empfehlen daher unbedingt die Lektüre dieser Worte, besonders Vereinsverantwortlichen und Medienvertretern seien sie ans Herz gelegt. Denn wie so oft wird uns auch angesichts der jetzigen Unserie weisgemacht, dass es sich um eine kurzfristige Talsohle handle, in der sich der SK Sturm seit Frühjahrsbeginn befände. Besonders oft wird dabei auf die Abgänge in der Winterpause verwiesen, die es dem Trainer angeblich unmöglich machen, mehr aus der Mannschaft herauszuholen. Ein kläglicher Versuch, von länger währenden Problemen abzulenken und eine Saison völlig falsch zu reflektierien. Diese ist in Wahrheit bereits seit Meisterschaftsbeginn eine einzige Enttäuschung. Zur Erinnerung: Erstmals seit vielen Jahren konnten in der Sommerpause alle Leistungsträger gehalten und die Mannschaft punktuell nach Wunsch der sportlichen Leitung verstärkt werden. Diese Ausgangsposition verleitete wohl auch Trainer Foda dazu, die Saisonziele durchaus großmundig auszulegen. Doch von Beginn an spielte man unkonstant und im Großen und Ganzen enttäuschend. Die schlechten Ergebnisse, gepaart mit einem großteils unansehnlichen und uninspirierten Fußball, sorgten erst für den immensen Zuschauerrückgang. Dieser hatte das entstandene Budgetloch zur Folge und wird nun mittels Umkehr von Ursache und Wirkung zu Unrecht für die sportliche Talfahrt verantwortlich gemacht.
Zahlen lügen noch immer nicht
Schon in unserer letzten Aussendung haben wir dargelegt, dass es sich bei der momentanen sportlichen Misere um kein temporäres Unglück handelt, sondern um eine lang anhaltende Reise in die Bedeutungslosigkeit, die ohne eine grundlegende Aufarbeitung im Verein nicht aufgehalten werden kann. Der Punkteschnitt seit März 2013 (!), als die Ära Goldbrich als sportlicher Leiter begonnen hat, liegt bei 1,32 Punkten (exklusive Cupspielen). Es ist nach wie vor offensichtlich, dass diesem Verein eine klare sportliche Ausrichtung fehlt, die nur von einem Vollzeit-Sportdirektor vorgegeben und gelebt werden kann. In der jetzigen Phase zeigt sich auch, dass eine gesunde Hierarchie zwischen sportlicher Leitung und Trainer nicht existiert. Ganz im Gegenteil, gerade jetzt eine Verlängerung des erfolglosen Trainers anzustreben, der bei jedem anderen Verein wenigstens hinterfragt werden würde, empfinden viele Fans als Verhöhnung. Dies zeugt entweder davon, dass die Realität vom sportlichen Leiter völlig verkannt wird, oder dass dieser bewusst derart trotzig auf Kritik reagiert. Beides wäre ein unumstößlicher Beweis dafür, dass die jetzige Konstellation im sportlichen Bereich eine Fehlbesetzung ist und darüber hinaus gute Arbeitskräfte in wirtschaftlich/organisatorischen Dingen völlig verheizt werden. Im Übrigen befinden sich 4 Rechtsverteidiger im Kader, dafür jedoch nur 2 Stürmer, die beide nicht (mehr) das Zeug zum Stammspieler haben. Auch der Wintertransfer von James Jeggo wirft einige Fragen auf: Wie ist es möglich, dass ein Spieler verpflichtet wird, der ohne Verletzungen der restlichen Legionäre gar kein Thema für den Kader sein kann, will man weiterhin Zugriff auf den Österreicher-Topf haben? Wir fühlen uns da an unrühmliche Zeiten in den 90er-Jahren im Eishockey erinnert, in denen es gang und gäbe war, Legionäre zu verpflichten und sie sodann einzubürgern, um eine Spielberechtigung zu erwirken. Nur sollte sich aber auch bis zu Sturm herumgesprochen haben, dass dies heutzutage nicht mehr so einfach möglich ist. Die Planlosigkeit in der sportlichen Konzeption durch das Duo Goldbrich/Foda wird durch solche Sünden zum Leidwesen aller Beteiligten einmal mehr eindrucksvoll bewiesen.
Die Sache mit dem Trainer / Part 2
Schon bei Amtsantritt haben wir Bedenken gegenüber dieser Trainer-Bestellung geäußert. Zu groß war schon von Vornherein der Riss innerhalb der gesamten Fangemeinde des SK Sturm, der dabei entstanden ist. Zu stark war auch die Erinnerung daran, wie die letzte Amtszeit Foda geendet hat. Zu groß war außerdem das Risiko dieser Bestellung, sollte sich nicht der vom Vorstand erwünschte Effekt einstellen. Damals hat man den Fans noch versichert, dass zumindest unsere strukturellen Bedenken kein Thema sind und Foda ausschließlich die Rolle des Trainers ausfüllen werde. Mittlerweile gibt aber selbst Gerhard Goldbrich vor laufenden Kameras zu, dass er Franco Foda in seinen Aufgaben als Sportdirektor unterstützt (sic! – Goldbrich bei Talk und Tore, am 6.3.2016). Eine unentschuldbare Abkehr vom versprochenen Weg von Sturm neu, die wieder einmal beweist, dass viele Strukturen nur am Papier bestehen. Dem jetzigen Stand nach verfehlt der Trainer überdies alle Saisonziele klar und deutlich – sowohl im Europacup, als auch in den heimischen Bewerben Cup und Meisterschaft. Der Punkteschnitt von 1,23 Punkten pro Spiel in dieser Saison unterbietet sogar den Negativtrend der letzten Jahre noch einmal deutlich (exklusive Cup) und wäre selbst bei Abstiegskandidaten ein Grund, einen Diskurs über den Trainer zu führen. Garniert mit unattraktivem Fußball und einer unentwegten Schönfärberei und Realitätsverweigerung, die im ganzen Klub scheinbar unkritisch hingenommen wird, verlieren viele Fans immer mehr die Lust an dem verstaubten System. Der vorhersehbare öde Kick, wenige Torchancen, noch weniger Tore und nach wie vor nur im seltensten Fall Spielmöglichkeiten für die eigene Jugend führen zu einer noch nie dagewesenen „Wurschtigkeit“ rund um den Verein. Die sportliche Tendenz zeigt jedoch weiterhin steil nach unten, während die Pragmatisierung eines Trainers nur aufgrund vergangener Erfolge, die ihm niemand streitig machen will, seinen Lauf nimmt. Hier muss auch der Vorstand kritisiert werden, der das Risiko überhaupt erst eingegangen ist und völlig ohne Not einen Dreijahresvertrag mit guten Bezügen genehmigt hat – wohlwissend, dass die Wiederverheiratung von Foda und Sturm langfristig nur noch Bestand haben könne, wenn er außergewöhnlich großen Erfolg hat. Nun ist das genaue Gegenteil eingetreten und man steht nicht nur vor einem Dilemma, sondern nach kurzer Zeit sogar wieder dort, wo die letzte Amtszeit Foda geendet hat.
Die Rolle der Medien
Das bisher Gesagte führt eindrucksvoll vor Augen, wie wenig sich seit Beginn unserer Proteste verbessert hat. Ein Umstand wurde damals jedoch – obwohl bereits existent – ausgespart, muss nun aber aus gegebenem Anlass deutlich hervorgestrichen werden. Die steirischen Leitmedien üben sich wie gewohnt darin, gewisse persönliche Freundschaften im Verein zu fördern und diese Personen gebetsmühlenartig öffentlich von jeder Schuld freizusprechen. So ist beispielsweise hinlänglich bekannt, wie viel Einfluss Franco Foda auf die Kaderplanung nimmt und wie schwer er sich mit starken Persönlichkeiten (sogenannten Führungsspielern) tut – just diese selbst verursachten Kaderprobleme werden ihm aber nun im Wochentakt als Ausrede geliefert. Nicht unbedingt neu, dennoch sollte man sich langsam fragen, wie lange der Vorstand bei diesem bösen Spiel zusehen möchte. Denn es besteht sehr wohl ein großer Unterschied zur „Verhaberung“ der Wiener Medien mit ihren Vereinen. Diese gründet sich dort nämlich darauf, dass man dem Klub als solchem zur Hilfe eilt, während die steirischen Journalisten daran gar kein Interesse zu haben scheinen. Ihnen geht es vielmehr um die Protektion einzelner Klubangestellter, zu denen sie gute Kontakte pflegen und von denen sie mit Informationen versorgt werden. Dass diese Freunderlwirtschaft ausschließlich den Eigeninteressen bestimmter Angestellter dient und dem SK Sturm massiv schadet, zeigt sich gerade in Krisenzeiten so offenkundig wie noch nie.
Grenze überschritten
In diesem Zusammenhang wird von einigen Medien im Gleichklang mit dem Spordirektor und Trainer gerne auch jedwede Kritik als Grenzüberschreitung abgetan, um vom eigentlichen Kernproblem abzulenken, denn scheinbar fehlen für eine seriöse Entgegnung die Argumente. Funktioniert auch das nicht mehr, greift man offenbar zum Mittel der Denunzierung und schreckt auch nicht davor zurück, tausende Leute in einen Topf zu werfen. Hintergrund des jüngsten Falles waren eine „Foda raus“-Schmiererei und ein geklebter Sticker bei einem Grazer „Journalisten“. Solche Dinge sind natürlich klar abzulehnen und haben nicht vorzukommen, dennoch muss man sich aber auch hier die Fakten vor Augen halten. Es gab weder Drohungen noch Sonstiges, welches einen solch unreflektierten und seichten journalistischen Rundumschlag rechtfertigen würde, der für sich ausnahmsweise wirklich eine Grenzüberschreitung darstellt. Es mutet ohnehin schon seltsam an, wenn ein Redakteur der Kronen Zeitung zuerst über Niveau und „Schmierfinke“ sinniert, um dann in einen journalistischen Amoklauf zu verfallen, der seinesgleichen sucht. Aber versuchen wir dennoch wieder bei den Fakten zu bleiben: All unsere Forderungen und Kritikpunkte werden – egal ob im Stadion, auf Kollektiv1909.at oder beispielsweise bei einem Mitglieder-Stammtisch – zwar pointiert, aber ohne persönliche Angriffe, Untergriffe auf einzelne Personen oder gar Gewalt sowie unter Wahrung eines gewissen Stils vorgetragen. Auch das Wording der angeblichen Schmierereien unterscheidet sich massiv von dem, was wir als Fangruppen offiziell von uns geben. Fast jeder Nordkurvenbesucher weiß, dass Sticker einiger Fangruppen gegen eine freiwillige Spende erworben werden können. Dass damit – wie in diesem Falle – auch Dinge getan werden können, die alles andere als im Sinne der Kurve sind, ist leider nie ganz zu verhindern. Dennoch steht es in keinem Verhältnis, aus der Tat eines Einzelnen eine ganze Kurve, in der 3000 Frauen und Männer verschiedenster Alters- und Gesellschaftsschichten stehen (viele dürften wohl auch eine bessere Kinderstube als der besagte Journalist erfahren haben), pauschal als „asozial und frustriert“ zu bezeichnen (um nur eine der zahlreichen Ausfälligkeiten zu erwähnen). Anstatt einen Spielvorbericht zu verfassen oder gar über bestehende Probleme im Verein zu schreiben, wurde jeder einzelne Besucher der Nordkurve durch diese Verunglimpfung pauschal als der letzte Dreck dargestellt und somit auch der ganze Verein in ein schlechtes Licht gerückt. Womit sich die Rolle der Medien ein weiteres Mal vorzüglich offenbart.
Zusammen aus der Krise?
Zu guter Letzt will der Verein nun gemeinsam aus der Krise kommen und Zusammenhalt zelebrieren. Via offenem Brief wird an den „Sturmgeist“ appelliert. Ein Vorschlag, dem sich die Fangruppen grundsätzlich sicher als letzte verwehren. Aber unter den momentanen Umständen ist dieses Verlangen nicht mehr als ein weiterer Versuch, von Problemen abzulenken. Wir können solch einen schweren Weg nur mit einem Vorstand gehen, der Probleme nicht nur erkennt, sondern sie auch konsequent behebt. Nur mit einem Verein, der geschaffene Strukturen wirklich leben will. Nur mit einem Trainer, der einen harten Sparkurs auch authentisch mitgehen würde und für die eigene Jugend auch dann ein Herz hat, wenn er nicht dazu gezwungen wird. Nur mit einem Sportdirektor, der eine klare sportliche Linie vorgibt und ein echter Vorgesetzter des Trainers ist. Nur in einem medialen Umfeld, das endlich für den Verein (dies beinhaltet auch angebrachte Kritik) und nicht für persönliche Seilschaften schreibt. Dann, ja dann können wir solche Phrasen bemühen. Bis dahin wird sich aber an unserer Kritik nichts ändern, ganz im Gegenteil: Wir wollen Taten sehen! Die Weichen für die nächste Saison müssten im sportlichen Bereich schon längst gestellt werden. Sollte das Duo, das für die sportliche Krise hauptverantwortlich ist, auch weiterhin sakrosankt sein, wird es nämlich spätestens beim Aboverkauf ein böses Erwachen geben und auch wirtschaftliche Probleme zusätzlich verschärft werden. Da werden auch Phrasen wie „Stolz und Leidenschaft“, das Appellieren an den „großen Sturmgeist“ oder Jugendformeln nichts helfen. Denn egal, ob sportliche Leitung, Trainer, Vorstand, Spieler oder sonstige Angestellte – all diese Worte müssen endlich mit Leben gefüllt werden! Dann werden auch erfolgsunabhängig wieder die Massen ins Stadion strömen, wie wir es vom treuen Sturmanhang gewohnt sind!
WIR WOLLEN STURM SEHEN!