Wer kämpft, kann verlieren

SK Sturm Graz – RB Salzburg 1:2
Sonntag, 23. November 2014, 16:30 Uhr
Stadion Liebenau – 11.658 Zuschauer (ca. 100 Gästefans)
Bundesliga 2014/15, 16. Runde

2 Siege, 6 Punkte. So lautete die Bilanz aus den vergangenen zwei Spielen gegen die Austria und den WAC. Gegen Red Bull kann man in Graz immer mit einer Niederlage rechnen, aber vor allem die Ausgangssituation aus den letzten beiden Spielen und der 2:3 Auswärtserfolg bei der letzten Begegnung in Wals-Siezenheim ließen manchen Schwoazen auf einen heutigen Heimsieg hoffen. Dementsprechend gut war die Stimmung vor dem Match.
Trotz des kalten und grauen Wetters fanden an diesem Tag fast 12.000 Schwoaze ihren Weg ins Stadion Liebenau, wobei man schon im Vorfeld die Kurve per Internet motivierte, gegen den Konzern Red Bull mehr Emotion und Leidenschaft zu zeigen als die „Kunden“ auf der anderen Seite. Zudem fokussierte man sich auf die Spendenaktion „Schwoaze Helfen!“. Alle Becherspenden im Wert von 820,00€ gingen an den guten Zweck und es gab bei der Unita heute zum vorletzten Mal Feuerzeuge und Schlüsselanhänger, die bisher 706,00€ einbrachten. Der Nordkurvenkalender brachte allein am heutigen Nachmittag 2060,00€.

Salzburg dominierte in der ersten Hälfte klar das Spiel, immer wieder schafften sie es, das Mittelfeld zu überbrücken und gefährlich nahe an das Grazer Tor heranzukommen. Das Zweikampfverhalten von Sturm ließ in der Anfangsphase sehr zu wünschen übrig und das Passspiel war zu ungenau. Schon in der 8. Minute zog Massimo Bruno aus 20 Metern ab und traf – vorbei an Christian Gratzei – ins linke Eck. Sturm fing sich nach dem Gegentreffer schnell und Foda versuchte, mit zwei Abwehrreihen den starken Bullen entgegenzuwirken. In der 20. Minute eine Dreifachchance von Sturm, leider reichte es nicht zum Ausgleich. Die starke Abwehr der Bullen war in der ersten Halbzeit nicht zu knacken.
Die Kurve präsentierte sich anfangs eher mittelmäßig, aber konstant. Zum Einlauf gab es Fahnen und man machte während des Spiels per Spruchband darauf aufmerksam, dass Liebenau endlich eine Geldspritze der Stadt für die Stadionsanierung braucht. Immerhin hat man zirka 20 Millionen für den Bunker in Graz locker gemacht, allerdings nur 5 Millionen für den Fußball. „Geld für eine angemessene Stadionsanierung jetzt! Wien machts vor – Graz schaut weg“.
Ein weiteres Spruchband wurde an Siegfried Nagl, den Bürgermeister der Stadt, gerichtet, der erst kürzlich eine Geldspritze von über einer Million Euro zur roten Brut nach Weinzödl genehmigt hat. „@Nagl: Baust du dir dein Tor zur Stadt in Weinzödl?“ Für einen Freund aus Pisa gab es noch ein Genesungsspruchband: „Gianluca, continua a combattere!“ 

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In der zweiten Halbzeit war Salzburg zu Beginn wieder klar besser und die Schwoazen mussten in der 52. Minute den nächsten Gegentreffer einstecken. Kampl kam alleine zum Flanken, Sabitzer köpfte an die Latte und Soriano verwandelte schließlich. Sturm zeigte daraufhin zwar guten Einsatz, aber vor dem Tor fehlte es an Durchschlagskraft. Daraufhin fing Adi Hütter mit dem ersten Austausch an, bei Salzburg Soriano gegen Alan, bei Sturm wurde Schick durch Andreas Gruber ersetzt, sowie Tadic durch Stankovic, und Benjamin Rosenberger feierte sein Bundesligadebüt. Sturm zeigte nach dem Wechsel wirklich guten Offensivfußball und wurde in der 80. Minute belohnt. Djuricin traf nach Eckball von Offenbacher und erzielte somit seinen 8. Saisontreffer. In der Schlussphase war Sturm klar besser und Salzburg hatte merklich Schwierigkeiten, sich Luft zu verschaffen.

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Dadurch präsentierte sich in der zweiten Halbzeit auch die Kurve stärker und die Stimmung war phasenweise ziemlich gut. Vor allem in der Schlussphase kamen die Gesänge lautstark und emotionsgeladen rüber. Man fühlte sich fast in alte Zeiten zurückversetzt und Mannschaft und Fans pushten sich gegenseitig. Die Spieler kämpften und spielten unermüdlich nach vorne, ständig mit dem Glauben an sich selbst, doch noch das Tor zu machen. Spätestens nach dem Anschlusstreffer durch Torgarantie Djuricin 10 Minuten vor Schluss kochte die Kurve und das restliche Stadion stand. Salzburg konterte brandgefährlich, doch mit vereinten Kräften und akrobatischen Einlagen konnte dem Ball das Überschreiten der Torlinie versagt werden. Der junge Gruber hatte die Möglichkeit zum Ausgleich, doch brachte er den Ball nicht im Tor unter und als in der dritten Minute der Nachspielzeit sämtliche Feldspieler und Torleute den 16er der Bullen belagerten, war der Hexenkessel Liebenau bereit zum Überkochen, sollte tatsächlich noch der Ausgleich gelingen. Der Corner kam wie die meisten brandgefährlich, doch der Ball wollte nicht mehr ins Tor. Schlusspfiff. Die Kurve sang weiter und bestärkte die niedergeschlagenen Spieler. Nach gefühlten Ewigkeiten war dies wieder mal eine Niederlage, nach der man mit einem guten Gefühl nach Hause ging, wann hatte man das in den letzten 3 Jahren erlebt?

So kann man vor allem aus der Schlussphase positive Aspekte gewinnen, der Sturmgeist lebt noch, jetzt gilt es ihn weiter zu beschwören und den Fokus auf die letzten drei Spiele gegen Ried, Admira und in Altach zu richten, den Aufwärtstrend endlich einmal zu bestätigen und mit möglichst viel Elan in die Winterpause zu gehen. Infos über Fanbusse in die Südstadt gibt es auf kollektiv1909.at

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