Der nächste Sieg an einem ganz besonderen Tag

SK Sturm Graz – SV Ried 3:1
Samstag, 06. Dezember 2014, 18:30 Uhr
Stadion Liebenau, 7.836 Zuseher (ca. 200 Gästefans)
Bundesliga 2014/15, 18. Runde

Letztes Heimspiel des Jahres. Der Gegner? Die Spielvereinigung aus Ried. Das Wetter? Unbeständig und relativ frisch. Keine idealen Bedingungen für einen Ansturm an Fanmassen. Auch wenn dies das letzte Match des Jahres in Liebenau war, und man vermuten möchte, dass sich ob dieser Tatsache doch der ein oder andere mehr ins Stadion verirren würde, blieb es bei mageren 7.836 Zusehern – eingerechnet der vielleicht 200 gut gelaunten Gästefans. Selbst die klar erkenntliche Formsteigerung seit dem Abgang von Darko Milanic und der potentielle dritte Platz zum Abschluss der Herbstrunde konnten daran nichts ändern. Außerdem stand mit den Innviertlern ein Gegner dem SK Sturm gegenüber, dem man selbiges attestieren konnte, waren sie doch seit fünf Spielen ohne Niederlage. Gute Aussichten für ein rassiges Spiel also. Umso enttäuschender die Zuschauerzahl.

Auch die Fangruppen und deren Mitglieder trudelten recht unregelmäßig beim Stadion ein und suchten ab halb vier einerseits im Stadion-Beisl oder aber in der Tiefgarage Unterschlupf vor dem Regen, der Graz am Nachmittag des Spieltages in ein tristes, kaum weihnachtliches Etwas zu verwandeln drohte. Sei es wie es sei, um 18 Uhr 30 folgte bei leichter Sichtbehinderung der Ankick und Marco Djuricin ließ nach bereits 17 Minuten alle anwesenden Sturmfans zum ersten Mal an diesem Abend jubeln. Dementsprechend war auch die Stimmung der (leider nicht allzu vollen) Kurve bereits zu Beginn recht passabel und wurde beim Treffer des mit Abstand torgefährlichsten Sturmspielers zusätzlich mit sogenannten „Stimmungsbengalen“ untermauert und weiter befeuert. Die Mannschaft dankte es, erarbeitete einige sehr gute Chancen und traf in Minute 42 – halt nein, Ried traf in Minute 42 via Eigentor – tatsächlich zum 2:0. Sehr schön. Und so weiter. Oder so. Oder auch nicht. Cut!

Eine etwas andere Perspektive…

10 Uhr. Achteinhalb Stunden vor dem Spiel. Die ersten Menschen einer ganz speziellen Sorte trudeln am Stadionvorplatz ein. Man nennt sie Juwelen und sie haben nun ihren ganz besonderen Tag. Als einer der ältesten und größten Fanclubs des Vereins zelebrieren sie heute als Abschluss des Jubiläums ihren Geburtstag im Stadion. Und so spürt man sofort die nervliche Angespanntheit der bereits Anwesenden. Denn die Aufbauarbeiten zur 20-Jahres-Choreo stehen an und nachdem – wie bei solchen Aktionen gang und gäbe – in den Tagen davor nicht alles so ganz nach Plan verlief, sieht man dem anstehenden Treiben recht argwöhnisch entgegen. Doch da muss man durch, in ein paar Stunden ist all dies vorüber und man kann sich entweder beruhigt dem Spiel widmen oder sich – je nachdem – vor Erleichterung über die gelungene Choreo oder vor Enttäuschung über das Misslingen derselbigen – getrost ins Delirium trinken. Come on! Gemma Burschen, einmal noch anpacken!

Schritt für Schritt nähert man sich der Finalisierung der Choreographie. Logos und Spruchband werden geklebt, Überzieher werden mühsam ins Stadion geschleppt. Die letzten Schnüre werden geworfen und an diesem komischen Hochzieh-Ding zum Verhängen der gesamten Nord befestigt. Da wie dort verliert man mal vollkommen unmotiviert, mal vollkommen zu Recht die Nerven, beruhigt sich wieder und schaut immer öfter auf die Uhr, um sich der verrinnenden Zeit zu versichern. 13 Uhr. Scheiße. 14 Uhr. Noch immer scheiße. Das muss noch erledigt werden, jenes noch geklebt, was anderes geprobt… 14 Uhr 30. Hoffnungsschimmer. 14 Uhr 35. Seil gerissen. Scheiße again! 14 Uhr 50. Repariert. Yes! 14 Uhr 55. Woohoo! Fertig! Da gönnt man sich doch tatsächliche ein erstes Bier und verlässt gemeinschaftlich das Stadion. Nun heißt es warten. Und endlich was essen.

Der große Moment

Und siehe da. Auch die anderen Fangruppen und deren Mitglieder trudeln nun bereits recht unregelmäßig beim Stadion ein und suchen ab halb vier einerseits im Stadion-Beisl oder aber in der Tiefgarage Unterschlupf vor dem Regen, der Graz am Nachmittag des Spieltages in ein tristes, kaum… Ach, das Wetter spielt in Wahrheit keine Rolle. Sei es wie es sei, in jedem Fall – ob bei Sonne, Regen oder Schnee – naht das für die hochkarätigen Jungs so große Ereignis. Und erneut steigt die Nervosität. Die restlichen Fangruppen werden ein letztes Mal in ihre Aufgaben eingewiesen und dann, ja dann ist es endlich so weit. Vom Spielfeld sieht man ein schlichtes Spruchband: „Hochkarätig“, umrahmt von zwei entscheidenden Jahreszahlen. 1994 und 2014. Gestern und heute. Der Anbeginn und das Jetzt. Dahinter erhebt sich das Jubiläumslogo der Jewels, welches links und rechts alsbald von zwei die Nordkurve bedeckenden Überziehern begleitet wird. In Form eines Filmstreifens werden darauf Stationen im Sein des Fanclubs präsentiert. Darunter zittert man, ob die darauf abgebildeten Momente auch tatsächlich – wenigstens ein klein wenig – erkennbar sind. Man lugt über den Rand des monströsen Stoffungetümes und gibt sich fürs Erste zufrieden.

Dann fällt der Vorhang. Vorerst. Aus den Tiefen des Stadiongrabens – oftmals kritisiert, aber ideal für solch irre Zwecke – erhebt sich umgehend der Nächste. Besagtes Hochzieh-Ding. Und es hält. Es verhängt sich nirgends. Es erreicht die Videowall. Stop. Und ein Feuerwerk entfacht in der Kurve. Ein beinahe unvergesslicher Moment. Wie ein kleines Kind steht man überwältigt da und starrt mit großen Augen in die Menge und auf das Meer aus Licht. Und da ist sie, die Erleichterung! Alles hat geklappt! Delirium! Die eigene, persönliche Stimmung erreicht einen Höhepunkt und kann emotional nicht mehr von der Stimmung der Kurve getrennt werden. Djuricin, Eins zu Null! Großartig! Wunderbar! Vereinzelt sieht man Bengalen aufflackern. Man jubelt und zelebriert diesen wunderbaren Tag. Eigentor der Rieder. Zwei zu Null! Sehr schön. Und so weiter. Oder so.

sturm_ried_beitrag1

Zurück zur normalen Sicht der Dinge

Nach der etwas unorthodoxen und für den ein oder anderen womöglich obskuren Perspektive heißt es nun zurück zur normalen – was auch immer die Masse darunter verstehen mag – Sicht der Dinge. Zur ersten Halbzeit bleibt noch zu bemerken, dass ein weiteres Spruchband zur Stadionthematik präsentiert wurde, welches einmal mehr eine vernünftige Investition in unsere immer mehr verfallende Heimstätte fordert: „@Stadtpolitik: Nach der Wahl ist vor der Wahl! Mehr Kohle zur Stadionrenovierung!“ Doch damit war es das mit der Beschreibung der ersten 45 Minuten auch schon gewesen.

Halbzeit 2 begann in Sektor 12 mit einem weiteren kleinen Überzieher zum Jubiläum der Juwelen. Zeitgleich erzielte Simon Piesinger in Minute 50 das 3:0 für die Schwoazen und ließ somit in den anwesenden Fans die Lust auf mehr erwachen. Und so war das Match nach diesem Tor auch keineswegs zu Ende. Allerdings waren es die Rieder, die nur wenige Minuten später zum Anschlusstreffer kamen und somit auch für den Endstand des aus der Sicht von Sturm äußerst passablen Spieles sorgten. Zwar wurde es somit kein Schützenfest, wie man es sich zwischendurch vielleicht erhoffen konnte, aber man muss an dieser Stelle dennoch festhalten, dass man seit der Rückkehr von Franco Foda einen eindeutigen Aufwärtstrend der Mannschaft erkennen kann. Nicht nur das, auch manch Spielern selbst ist ein bemerkenswerter Formanstieg nicht abzusprechen. Torschütze Simon Piesinger mag das dafür herausstechendste Beispiel sein. Der kurzfristige Erfolg gibt Franco also jedenfalls vorerst Recht. Ob sein Weg auch langfristig zu besagtem Erfolg führen wird, wird sich allerdings erst weisen müssen. Da kann man durchaus skeptisch sein. Hoffen wir also das Beste.
sturm_ried_beitrag2

Allfälliges und Fazit

Abschließend noch ein kurzer Blick in den Auswärtsblock. Zwar waren die Rieder nicht allzu viele und man konnte sie auf der Nord niemals hören, aber dennoch war ihr Auftritt durchaus bemerkenswert und sie ergaben ein optisch sehr passables Bild. Weiters war der Sektor 27 an diesem Abend nicht der einzige Blickfang auf der dem Fansektor gegenüberliegenden Seite des Stadions. Ein anderer der ältesten und größten Fanclubs des Vereins übermittelte den feiernden Jewels nämlich Geburtstagswünsche mittels einem dort präsentierten Spruchband. An dieser Stelle nun wiederum muss man seitens der Juwelen festhalten, dass man dieser Fangruppe, aber auch allen anderen und überhaupt allen, die bei der Umsetzung der Jubiläums-Choreo tatkräftig mithalfen, ganz herzlich danken möchte! Das ein oder andere Getränk wird dafür mit Sicherheit spätestens in Altach als Dankeschön den Besitzer wechseln.

sturm_ried_beitrag3

Am kommenden Samstag also, dem 13.12., geht es gegen die Vorarlberger im letzten Spiel des Jahres noch einmal darum, sich in prächtiger Form zu präsentieren und womöglich bei einem Sieg gar auf Rang 2 der Tabelle zu überwintern. Alleine auf Grund dieser Aussicht sei es einem jeden Sturmfan geraten, auch diesmal wieder die Reise ins Ländle anzutreten und unsere Mannschaft stimmkräftig zu unterstützen. Beim ersten Antritt dieser Saison im vormaligen Schnabelholz waren mehr zahlende Gäste im Auswärtssektor als beim Spiel gegen die Austria im Herbst. Lasst uns das nochmal übertreffen. Motivation dafür sollte ob der Ausgangssituation zur Genüge vorhanden sein.

– Sherif –

Fotos: Klassische Version | Mobile Version