SV Ried – SK Sturm Graz 1:0 (0:0)
Samstag, 22. August 2015, 18:30 Uhr
Stadion Ried, 4.952 Zuseher (ca. 600 Sturmfans)
Bundesliga 2015/16, 6. Runde
Viel lieber hätte ich an dieser Stelle von den guten Ergebnissen der vergangenen Auswärtsspiele in Ried und der durchaus ansehnlichen Bilanz dort geschrieben, vom bisherigen Auftreten der Schwarz-Weißen in der Fremde und den desaströsen Leistungen der Innviertler – und dass diese fortgesetzt werden konnten. Es wäre eine Geschichte von einer weiteren schönen Fahrt ins Innviertel geworden, wo es immer eine ganz besondere Stimmung gibt. Eine Geschichte, in der Schick seine Chance in der ersten Hälfte vielleicht nicht weit über das Tor (und sogar das Tribünendach), sondern hinein hob. Oder in der die Freistoß-Variante kurz vor der Pause mit dem Avdijaj-Schuss einen positiven Abschluss fand. Doch diese Rechnung machte die Sportvereinigung nicht mit.
Offene Rechnung I
Guten Mutes und teils gut gestärkt machten sich rund 600 Sturmfans auf den Weg nach Oberösterreich. In Ried ist mit Paul Gludovatz wieder derjenige Herr auf der Trainerbank, der Franco Foda bei Sturm 2012 abmontierte. So viel zur offenen Rechnung im sportlichen Bereich, die sich allerdings nicht auf das Spielfeld übertrug. Schlussendlich war es eine lustlos wirkende Partie unserer Schwarz-Weißen. Die Rieder traten im Vergleich zu den bisherigen Partien wie ausgewechselt auf, der Trainereffekt wurde dank der Grazer Spielkultur schon fast heraufbeschworen. Und so kam es in Minute 83, dass nach zwei Aluminium-Treffern der Ball auch endlich im Tor untergebracht wurde. Ausgerechnet von Daniel Sikorski, der bei Sturm trotz anständiger Vorbereitung keinen Vertrag bekam, bei Ried anheuerte und den Grazern seine Rechnung präsentierte. Einerseits wurde die Foda-Elf durch seine klare Abseitsstellung benachteiligt, andererseits hätte man sich mit dieser Leistung jedoch auch nicht viel mehr verdient gehabt.
Offene Rechnung II
Ganz anders die Leistung auf den Rängen – speziell im Auswärtsblock. Nicht umsonst zählt Ried zu einer der beliebtesten Auswärtsfahrten. Wieder einmal ein lautstarker, prall gefüllter Sektor, der über die gesamte Spielzeit sein nahezu volles Potential wiedergab. An mangelnder Unterstützung kann es also nicht gelegen haben. Auf der anderen Seite darf man ein weiteres Mal hervorheben, dass es der Rieder Anhang zumindest optisch schafft, auf sich aufmerksam zu machen. Der dauerhafte Einsatz von Fahnen, sowie ein wenig Pyrotechnik in Hälfte zwei bleiben in Erinnerung. So bleibt sportlich eine offene Rechnung mit den Wikingern. Doch auch abseits davon bleibt die Rechnung offen. Nachdem man im Mai noch gemütlich zusammen in der Innenstadt auf einen Kaffee ging, beließen es die Hausherren diesmal bei der Einladung.
Schwarz und weiß
Dass Sturm bloß schwarz und weiß deckt, ist nicht erst seit dem prägenden Ivan Osim bekannt. Zwei Heim-Remis zum Auftakt – alles schlecht. Zwei Siege danach – alles gut. 1. Halbzeit Rapid – alles gut. 2. Halbzeit Rapid – alles schlecht. Auch diesmal ist der Grat zwischen schwarz und weiß ein schmaler. Ein Graubereich lässt sich bei Sturm meist schwer definieren. Wehmütig hält man jedoch fest, dass mit sechs anständig heruntergespielten Partien auch ebenso viele Siege auf der Habenseite stehen könnten. Doch am kommenden Sonntag hat unsere Elf schon wieder die Gelegenheit, eine andere Seite von sich zu zeigen, wenn die Bullen erstmals seit vier Jahren in Liebenau bezwungen werden und zumindest diese Rechnung beglichen wird.
-Benny –
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