Sportjahr 2021?
Am 1. März startet das Programm des Sportjahrs, das Graz zur „sportlichsten Stadt Österreichs“ machen soll.
Die Vision? „ALLE Grazer und Grazerinnen […] für den Sport aktivieren und begeistern, […] die Wahrnehmung von Sportlern durch die Medien verbessern, Vereine ins Rampenlicht stellen.“ (Homepage „Let’s Go Graz“).
Die Realität? Ende Februar 2021, knapp vor Beginn des „Sportjahres“, verfügt die Stadt Graz über kein Stadion, in dem ihr größter und populärster Verein seine Spiele austragen kann. Der Rasen des Liebenauer Stadions wurde von der Bundesliga als nicht bespielbar eingestuft, Sturm Graz muss seine Heimspiele in Klagenfurt austragen und verliert den Heimvorteil. Könnte man derzeit vor Publikum spielen, wäre der wirtschaftliche Schaden für den Verein enorm. Ein Image-Schaden für Graz ist es in jedem Fall: Ganz Österreich lacht über die „Sportstadt“.
Kollektives Versagen
Hier liegt ein kollektives Versagen der Stadtregierung, des Sportamts und der Grazer Messe als Stadion-Betreiber vor. Bereits im Herbst 2020 war jedem mit Augen im Kopf klar, dass der Rasen in Liebenau dringend eine grundlegende Sanierung braucht. Der medial kolportierte Rasengipfel zu Beginn der Frühjahrssaison, bei dem sich die Stadt Graz unter anderem Hilfe vom Greenkeeper des TSV Hartberg (!) holte, ist dafür viel zu spät gekommen. Es ist ganz offensichtlich, dass in Liebenau gespart wurde, während Abertausende an Euros in bunte Image- und Werbekampagnen für das Sportjahr gepulvert wurden, in denen die Verantwortlichen in die Kamera grinsen – wohl wissend, dass 2022 Wahlen anstehen.
Langjährige Versäumnisse
Die aktuelle Situation ist aber auch Folge einer jahrelangen Vernachlässigung der Fußball-Infrastruktur. An Umbauten und Erneuerungen in Liebenau wurde nur das nötigste vorgenommen, außer ein paar kosmetischen Korrekturen hat der normale Stadion-Besucher nichts davon mitbekommen. Auch nachdem schon im Sommer 2019 ein vom GAK eingeschleppter Pilz die Spielfläche weitgehend zerstört hat, wurden immer nur einzelne Fleckerl ausgetauscht. Groß angekündigte Investitionen wurden nur zum Teil umgesetzt oder flossen letztendlich in den Umbau der Eishalle oder in die Errichtung einer „Fanzone“ hinter dem Stadion, die niemanden interessiert. Den Umbau des Platzes bei der ehemaligen 4er-Endstation als Neugestaltung des Stadions zu verkaufen, ist auch nichts weiter als ein billiger Werbeschmäh. Nicht zuletzt hat sich in der Causa Gruabn-Tribüne trotz salbungsvoller Worte von Stadtrat Hohensinner kaum etwas getan.
Wir bleiben dabei: Liebenau muss Sturm-Stadion werden!
Bereits seit Jahren weisen wir auf diese Missstände hin und fordern eine langfristige Verpachtung des Stadions an Sturm beim gleichzeitigen Bau eines zweiten Stadions. Wir sind weiterhin überzeugt: Hieße der Pächter des Stadions Sturm Graz, wäre nie ein so stümperhafter Umgang an den Tag gelegt worden und die Situation wäre anders, als sie ist. Bekanntlich wurde aber jegliche Diskussion zur Zwei-Stadion-Lösung von Seiten der Verantwortlichen verweigert, durch sie und ihre Haus-und-Hof-Journalisten ins Lächerliche gezogen und durch eine höchst tendenziöse Studie vom Tisch gewischt.
Stichwort „höchst tendenziöse Studie“: Angesichts der jüngsten Diskussionen stellt man sich die Frage, wie denn die Stadt Graz eine Metro bauen möchte, wenn sie doch nicht einmal in der Lage ist, ein Stadion in Betrieb zu halten. Eines ist klar: Hier liegt ein Totalversagen vor. Eigentlich müssten Sportstadtrat, Sportamtsleiter und in letzter Instanz der Bürgermeister ihre Konsequenzen ziehen. Da so viel Einsicht von diesen aufgeblasenen Herren nicht zu erwarten ist, bleibt zu hoffen, dass sich jeder Schwoaze im kommenden Jahr in der Wahlkabine daran erinnert, was im Sportjahr 2021 – und die vielen Jahre davor – so los war.